Elisabet aus Eritrea hilft als Dolmetscherin

Arbeiten Hand in Hand an einem Freitagnachmittag im »Enser Warenkorb« von 14 bis 16 Uhr, v. l.: Susanne Reinhold, Brigitte Bauer, Elisabet, Doris Keysselitz und Rita Textor.

Lebensmittelausgaben |
»Für uns ist Elisabet dabei eine große Hilfe«

 

Die 39-jährige Asylbewerberin Elisabet aus Eritrea hilft im »Enser Warenkorb e.V.« mit ihren Sprachkenntnissen.

 

Der »Enser Warenkorb e.V.« gehört zu den Einrichtungen, die in Ense nicht mehr aus dem sozialen Leben wegzudenken ist. Schon seit fünf Jahren unterstützt der Verein in Ense-Bremen mit seinem Angebot an gespendeten Lebensmitteln, die nahe des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) sind, bedürftige Bürger/-innen aus Ense und dem benachbarten Wickede (Ruhr). Zu einem symbolischen Preis von 1,- bis 2,- Euro werden im Ladenlokal oberhalb der Lambertus Kirche Nahrungsmittel an Berechtigte ausgegeben. Über mangelnde Arbeit kann sich das ehrenamtliche Team um die Vorsitzende Doris Keysselitz nicht beklagen: Über 500 Kunden bedienten sich im vergangenen Jahr des Warenangebotes, darunter etwa 200 deutsche Bürger/-innen aus Ense, über 140 Menschen aus Wickede (Ruhr)und mehr als 160 Flüchtlinge, die in der Gemeinde Ense eine neue Heimat gefunden haben.

Die große Zahl der ausländischen Neukunden erfordert Flexibilität in mancherlei Hinsicht: Nicht alle Mitarbeiter des »Warenkorbs« sprechen alltagstaugliches Englisch und nicht alle Flüchtlinge bringen deutsche Basis-Sprachkenntnisse mit. Dank guter Kooperation wurde hier eine für alle Seiten hervorragend funktionierende Lösung gefunden. Durch die Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative »Flüchtlinge werden Nachbarn in Ense« liegen im Ladenlokal nun Info-Flyer in acht verschiedenen Sprachen aus. Die Übersetzungen hierfür wurden größtenteils von den Flüchtlingen, die englisch  oder auch schon deutsch sprechen, selbst erstellt.

Doch nicht nur auf schriftliche Information setzt das Team der Ehrenamtlichen. Bei der Suche nach einer möglichst vielsprachigen Hilfskraft, die bei der Warenausgabe unterstützen kann, konnte die Bürgerinitiative ebenfalls einspringen. Seit Ende Februar trifft man im Ladenlokal »Warenkorb« nun auch Elisabet aus Eritrea als Dolmetscherin an.

Elisabet gehört zu den Flüchtlingen, die im Gemeindegebiet wohnen. Die 39-Jährige spricht neben Englisch auch Arabisch und Amharisch (Volksgruppe Habesha), eine gängige Verkehrssprache im nördlichen Zentral-Äthiopien und teilweise auch in Eritrea. So sind viele Kunden aus arabischen Gebieten dankbar, die Inhalte der Lebensmittelpakete nun auch in ihrer Muttersprache erklärt zu bekommen. Aber auch englischsprachigen Kunden hilft Elisabet souverän weiter.  –  Auch wenn sie noch kein Deutsch spricht: Für Elisabet ist das problemlos, die Verständigung mit deutschen Kunden funktioniert über gegenseitiges Zeigen, Fragen, Lächeln. Eine Sprache, die international verständlich ist.

Und für Doris Keysselitz, Vorsitzende des »Enser Warenkorbs«, ist klar: „Für uns ist Elisabet eine große Hilfe. Ihre Sprachkenntnisse sind eine ungeheure Erleichterung bei unserer Arbeit. Nicht alles kann man mit Gesten und Zeigen erklären, sodass es sehr wertvoll ist, wenn man eine Mitarbeiterin hat, die dies in verschiedenen Sprachen verbal für uns übernehmen kann.«

Auch Michael Greve, Mitglied vom Orga-Team der Gruppe »Flüchtlinge werden Nachbarn in Ense«, freut sich über diese Konstellation: »Die Flüchtlinge sind immer dankbar für jede sinnvolle Tätigkeit, welche sie übernehmen können, um ihren größtenteils tristen Alltag, der zumeist aus  Behördengängen, Langeweile und unsäglichem Abwarten besteht, zu durchbrechen. Zudem ist dies auch ein klares Zeichen in alle Richtungen: Die Flüchtlinge nehmen nicht nur, wie so oft behauptet, sie geben auch gerne etwas zurück, solange man ihnen die Möglichkeit dazu gibt.«

Bezahlt wird Elisabet für ihre Arbeit im »Enser Warenkorb« übrigens nicht mit Euros, sondern sie darf sich statt dessen an diesen Tagen ihren »persönlichen Warenkorb« kostenfrei zusammenstellen und mitnehmen. Wert: 1,- Euro.

… veröffentlicht im Werler Anzeiger am Samstag, 27. Februar 2016

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