Zahl der Berechtigten steigt und
Übriggebliebenes aus den Lebensmittel-Märkten nimmt ab
Foto und Text: Karin Hillebrand

Anja Paetzold (links) und Melissa Wessel (vorne rechts) übergeben an Doris Keysselitz (2. von links, mit Jörg Patzer, Achim Treller und Susanne Reinhold, hockend.) die gespendeten Lebensmittel der Kita St. Josef.
Ense-Bremen – Es ist Freitagmorgen, 7. Oktober 2022, die Tür zum Enser Warenkorb am Kirchplatz steht offen. Aus einem Kasten-Transport-Auto hebt einer der Fahrer große Transportkisten mit Lebensmitteln, die er von einem der umliegenden Supermärkte abgeholt hat.
Im Innern räumt das Team um Doris Keysselitz, Vorsitzende des Enser Warenkorbs, emsig die angelieferten Waren ein, sortiert Brötchen und Brot in die Auslage, legt abgepackte Wurst in die Kühltheke. Gemüse, Obst, aber auch Pralinen erhascht ein flüchtiger Blick.
Unterbrochen wird das geschäftige Treiben von Anja Paetzold, Leiterin des Kindergartens St. Josef in Höingen, und ihrer Stellvertreterin Melissa Wessel, die einen Bollerwagen voller Grundnahrungsmitteln hinter sich her ziehen. Porridge, Traubenzucker, Tee, Kekse, verschiedene Konserven, darunter Brühwürstchen, Mehl, reichlich Nudeln und mehr kamen bei einer Spendensammlung der Kita zusammen. „Wir haben einen Aufruf gestartet und Beispiele für sinnvolle Spenden angegeben“, sagt Anja Paetzold.
Zum Erntedankfest war das Kita-Team mit den Kindern und ihren Familien nicht nur dankbar für die eigene Ernte. In Hochbeeten haben die Kita-Kinder Tomaten, Schlangengurken und Möhren gezogen, bekamen aber auch gezeigt, dass der Mensch bei diesem heißen Sommer gießen musste, damit alles wachsen konnte.
„Für die gelungene Ernte haben wir ganz bewusst gedankt. Aber wir haben auch für die Menschen gesammelt, die wenig haben“, erklärt Paetzold weiter.
Eine karitative Haltung sei den Mitarbeitern der St.-Josefs-Kita wichtig. Sie werde von den Eltern mitgetragen. „Selbst gut situierte Familien fangen in diesen Zeiten an zu rechnen und dann kommt auch noch die Inflation“, berichtet die Kita-Leiterin.
Das spürt auch das Team des Enser Warenkorbs. „Es werden immer mehr Kunden, die zu uns kommen. Gleichzeitig kommen weniger Waren.
„Die Geschäfte bevorraten sich sparsamer und geben deswegen auch weniger ab“, beschreibt Doris Keysselitz, die mit einem weiteren Zustrom an Bedürftigen rechnet, die aktuelle Situation. „Wir müssen abwarten, welche Folgen die Energiekrise hat. Wir können jede Spende gebrauchen.“
Auch Geldspenden nimmt das Team des Warenkorbs gerne an, denn manches kauft das Team dazu. Kommen beispielsweise nur ein paar Zuckerpakete, dann wird das Regal aus der eigenen Kasse aufgefüllt, damit auch jeder etwas davon abbekommt.
Ein Aufnahmestopp von Neukunden stehe allerdings nicht zur Diskussion. „Wir versuchen alles und bis jetzt klappt es“, zeigt sich die Mitbegründerin des Warenkorbs zuversichtlich. Vor 13 Jahren hat sie mit der Idee des preisgünstigen Lebensmitteleinkaufs angefangen, heute erinnert sie sich: „Damals sagte man uns keine lange Zukunft voraus, weil es auf dem Dorf nicht nötig sei.“
Zu Beginn waren es ungefähr 100 Bedürftige, die den Enser Warenkorb nutzten, heute sind es rund 700 Menschen, die durch die Arbeit der 25 freiwilligen Helfer versorgt werden. Die Bedürftigen teilen sich auf in 491 Erwachsene sowie 195 Kinder. Mit einem Berechtigungsschein erhält ein Haushalt eine Einkaufskarte.
… veröffentlich am 10. Oktober 2022, Soester Anzeiger, Ausgabe Werl / Ense.